„Die Frauen des FC Heitersheim sind Sieger des Bezirkspokals in der Saison 2020/2021. In einem guten Spiel über 120 Minuten schlugen sie am Ende verdient die Mannschaft des PTSV Jahn Freiburg mit 6:5 nach Elfmeterschießen“. So oder so ähnlich würde sich eine nüchterne Betrachtung des Bezirkspokalfinales der Frauen zwischen dem FC Heitersheim und dem PTSV Jahn Freiburg zusammenfassen lassen. Doch jeder der anwesenden Zuschauer wird bestätigen, dass eine nüchterne Betrachtung dieses Spiels schlichtweg unmöglich ist! Es fällt auch am Tag nach dem Finale noch schwer die richtigen Worte zu finden, nachdem was in diesem Spiel alles passiert ist. Doch das wichtigste zu Beginn. Die Frauen des FC Heitersheim schreiben die Geschichte ihrer Pokalreise zu Ende und holen als zweite Mannschaft in der Vereinsgeschichte des FCH nach exakt 50 Jahren den Bezirkspokal wieder nach Heitersheim. Alleine dafür muss man dem Team um das Trainerteam Akin Acar und Dominik Völkel höchsten Respekt zollen. Doch die Art und Weise, wie dieser Erfolg zustande gekommen ist, setzt dem Ganzen die Krone auf.
Das Spiel beginnt, wie man es von einem Finale kennt, verhalten. Keine Mannschaft geht ein besonderes Risiko, es gibt auf beiden Seiten vereinzelte Versuche sich Torchancen zu erarbeiten, die allerdings alle kaum Gefahr bargen. Dann die 20. Minute: Innenverteidigerin Lisa Sum wagt ihren ersten Vorstoß in die Offensive, treibt den Ball Richtung gegnerisches Tor und setzt sich bis in den Strafraum durch. Dort kann sie dann nur noch durch eine unfaire Grätsche gestoppt werden. Elfmeter für Heitersheim. Die zweite Innenverteidigerin Hannah Bücker tritt an und verwandelt eiskalt in den rechten oberen Winkel. Noch in die Freude der Heitersheimerinnen hinein, starten die Freiburgerinnen die Gegenoffensive. Nur vier Minuten später ein schöner Ball aus dem Mittelfeld auf den rechten Flügel. Dort verarbeitet Marina Niedu den Ball und vollendet ins lange Eck zum 1:1 Ausgleich. Die Anhänger des FC Heitersheim reklamieren noch Abseits, doch die Fahne des Schiedsrichterassistenten bleibt wohl zu Recht unten. In der Folge entwickelte sich ein offener Schlagabtausch mit guten Szenen sowohl für die Heitersheimerinnen als auch für die Freiburgerinnen. Alles in allem ein hochklassiges Spiel bei schwülwarmen Temperaturen. Das Unentschieden war dann auch der verdiente Halbzeitstand.
Dem intensiven Spiel in der ersten Halbzeit geschuldet, hätte man erwarten können, dass die Qualität des Spiels in der zweiten Halbzeit etwas abflachen könnte, doch genau das Gegenteil war der Fall. Man hatte den Eindruck, dass beide Mannschaften nochmal einen draufsetzen konnten, um sich den Traum vom Pokalsieg zu verwirklichen. Die Spannung war in jeder Minute des Spiels greifbar. Der PTSV jetzt mit deutlich mehr Offensivaktionen und teilweise guten Chancen wie einem schönen Heber über FCH Torfrau Melissa Lutz, der allerdings nur den Pfosten traf. Der Großteil der Chancen der Freiburgerinnen wurde von der aufopferungsvoll kämpfenden Hintermannschaft des FCH allerdings stark verteidigt. Unter dem Druck der Freiburgerinnen agierte der FCH nun immer mehr mit langen Bällen auf die schnellen Spitzen, die aber auf der anderen Seite von einer überragend aufspielenden Elena Götz ein ums andere Mal vereitelt wurden. Es entwickelte sich fast schon ein Privatduell zwischen Clara Fünfgeld auf Seiten des FCH und der Freiburgerin Götz, welches auch zur Spannung dieses Spiels bis in die Schlusssekunden beitrug. Am Ende passiert allerdings nichts mehr und das Spiel ging in die Verlängerung.
Nun wartete ein echter Kraftakt auf beide Mannschaften, war man doch auf beiden Seiten erst seit gut vier Wochen wieder auf dem Platz. Doch das merkte man abgesehen von einigen anfallenden Krämpfen keiner der Spielerinnen wirklich an. Zu groß war der Wille, diesen Pokal mit nach Hause zu holen. Die erste Hälfte der Verlängerung begann wie die erste Hälfte der regulären Spielzeit. Keine der Mannschaften wollte einen Fehler machen, oder sich durch zu hoch stehende Abwehrreihen überspielen lassen. So wurde weiter munter mit langen Bällen auf die Stürmer agiert, die allerdings auf keiner Seite den gewünschten Erfolg brachten.
Die zweite Halbzeit der Verlängerung kam dafür umso unterhaltsamer daher. Eine Minute nach Wiederanpfiff setzte sich eine Freiburger Spielerin auf der linken Seite durch und war unterwegs Richtung Tor. Nur Lisa Sum konnte im letzten Moment noch retten. Das Einsteigen von Sum bewertete der Schiedsrichter Karsten Schneider jedoch als regelwidrig und zeigte auf den Punkt. Elfmeter für den PTSV. Den verwandelt Daria Glaser souverän und der PTSV geht mit 1:2 in Führung. Nun blieben noch 14 Minuten, um das Ruder für die Heitersheimerinnen rumzureißen und sie taten alles, um sich weitere Chancen herauszuspielen. Dieses Engagement wurde dann 4 Minuten vor dem Ende belohnt. Ein absoluter Traumpass von Saskia Rabeler in den Strafraum auf Thea Strobel, die die Nerven behielt und direkt ins lange Eck zum 2:2 ausglich. Das war’s! Nach einer etwas längeren Nachspielzeit, aufgrund einer Verletzungsunterbrechung der Freiburger Torfrau, die sich beim Gegentor am Knie verletzte, pfiff der Schiedsrichter die Partie ab und es musste das Elfmeterschießen her.
Die erste Schützin beider Teams verwandelte sicher, beim FCH Hannah Bücker und beim PTSV Jana Mayer. Dann trat für den PTSV Jaquelin Hesse an und setzte den Ball knapp links am Tor vorbei. Thea Strobel für den FCH machte es besser und verwandelte sicher. Heitersheim jetzt mit einem Tor in Front. Die dritte Schützin bei den Freiburgerinnen war Daria Glaser die Ihre Aufgabe meisterte und verwandelte. Für die Heitersheimerinnen war Spielführerin Lisa Sum die nächste und scheiterte an einer stark parierenden Torfrau Larissa Wiest. Ausgleich also für den PTSV. Was wäre das für eine Geschichte gewesen, wenn eine der besten Spielerinnen der 120 Minuten zur tragischen Figur im Elfmeterschießen werden sollte. Kaum vorstellbar. Die nächste Schützin der Freiburgerinnen löste im kompletten Stadion verwundern aus, war es doch die Torfrau Nina Schempp, die jedoch 5 Minuten vor Ende der Verlängerung verletzt ausgewechselt werden musste und somit nicht berechtigt war, diesen Elfmeter zu schießen. Nichtsdestotrotz verwandelte sie, genau wie Anna Scheel vom FC Heitersheim direkt im Anschluss. Blieben noch zwei Schützinnen übrig. Für den PTSV trat Sophia Cole an und Schoss den Ball über die Latte. Es war also Hannah Schwab als letzter Schützin für Heitersheim überlassen, das Spiel zu entscheiden oder in eine Verlängerung des Elfmeterschießens zu führen. Doch Schwab blieb cool und verwandelte. Im Anschluss gab es kein Halten mehr. Ein großer Haufen weißer Trikots und lautstark jubelnde Fans übertönten sogar das offiziell bekanntgegebene Endergebnis des Stadionsprechers.
„Ein Finale im Elfmeterschießen zu entscheiden ist natürlich immer auch etwas glücklich, aber das nehmen wir heute gerne mit“ sagte Akin Acar im Anschluss an das Spiel.
„Es war ein hochklassiges Finale in dem wir uns den Sieg über 120 Minuten hart erarbeitet haben“, ergänzte Dominik Völkel.
„Wir sind unglaublich stolz auf die Mädels und auf das, was sie erreicht haben. So ein Erfolg ist einzigartig und wird von niemandem, der hier dabei war, jemals wieder vergessen“, äußerte sich Alexander Zirlewagen.
Zur Siegerehrung noch eine schöne Überraschung für die Pokalsiegerinnen. Christoph Zachow, der Bürgermeister von Heitersheim, war ebenfalls mit nach Jechtingen gefahren und gehörte zu den ersten Gratulant*Innen der Mannschaft.
Dieses Finale war absolute hochklassig und Werbung für den Frauenfußball. Man hatte nicht den Eindruck als das hier eine Bezirksliga Mannschaft gegen eine Kreisliga Mannschaft spielte. Beide Mannschaften sind definitiv für höheres berufen. Schauen wir wo der Weg sie noch hinführt.
Der FC Heitersheim bedankt sich bei der Mannschaft für den großartigen Erfolg und bei allen mitgereisten Fans für die tolle Unterstützung in diesem Finale.